Dienstag, 7. April 2015

Ein Starlet und viel HiFi

Vernetzung ist in unseren Kreisen wirklich Alles. Kaum einer hat die Muße oder das Know-How um mal eben jemanden für seine alten Schätze zu rufen. Und so fristen die ehemals wunderbaren Geräte ein oftmals trauriges Dasein in Regalen und gar Kellern. Zum wegwerfen zu schade zum Benutzen leider nicht mehr in der Lage.

Dabei sind es oft einfache Ursachen, die aus einem Referenzgerät ein Trauerbild machen. Aber die Frage, WER das möglicherweise regeln könnte und was das auch am Ende kostet, lassen manche Besitzer nur traurig mit den Schultern zucken und resignieren.
Nun die erste Frage, knann man ganz leicht beantworten : ICH ;-) die Zweite Frage erfordert aber mehr Hintergrund:
Ein Beispiel: Ein Kunde hatte zum 40 jährigen Ehejubiläum seiner Frau eine Rock-Ola Starlet geschenkt, letztere wurde von einem Fachmann grob überholt und auf dauerndes Freispiel gestellt. Dieses Freispiel tat am Ende nicht mehr und das Gerät versank im Schweigen, bis er eines Tages sich dann doch mal an den PC setzte und auf die befreundete Seite www.jukebox-world.de stieß.
Da gab man ihm meine Nummer und wir setzten uns mal zusammen.

Die Box lief seit nunmehr weiteren 40 Jahren ohne Murren, wäre dieses Freispiel-Einstellung nicht plötzlich abhanden gekommen. Bei der Durchsicht und bei einigen Rückfragen stellte sich dann auch noch heraus, dass diese Art des Freispiels nicht ganz so empfehlenswert ist. Rock-Ola baute seine Boxen in Chicago und primär für den amerikanischen Markt. Da dort aber andere Werte in der Elektrik gelten, sind die Geräte für den deutschen Markt halbwegs angepasst worden -> soll heißen funktioniert schon, aber trotzdem mit Vorsicht zu genießen.
Philips Phonokoffer von 1966

Pioneer Autoreverse Spulentonband als 19"" Rackeinbau

Wir haben deswegen einen Knopf an nicht sichtbarer Stelle montiert und nun kann er sich Freispiele nach Bedarf geben.
Da er noch eine ganze Reihe an Ersatznadeln und Systemen hatte, war nach relativ kurzer Zeit der Schaden nicht nur behoben, die Box klang wieder deutlich frischer... auch wenn eine komplette Revision eigentlich ansteht. Die Box ist erst mal wieder frisch und läuft.

Dann kam die Frage, ob ich den jemand wüsste, der Tonbandmaschinen reparieren könne, und der beim Plattenspieler rutscht der Riemen durch und da ist ja noch ein Phonokoffer von 1966 der auch nicht mehr tut... zu guter Letzt musste auch der Receiver nochmal überarbeitet werden.
Wenn man die ganze Arbeit und deren Kosten so betrachtet, fragt man sich sicher: Warum hab ich jetzt soviel Geld ausgegeben und hab doch 'nur' meine alten Geräte wieder?

Die Antwort ist einfach: Diese Geräte waren und sind zu Ihrem jeweiligen Kauf das Beste gewesen, was man auf dem Markt bekommen konnte. Seither hat sich nur scheinbar viel getan. Denn spätestens wenn man diese 'Oldtimer' und neue Geräte, wie z.B. die ganzen High-Tech Bratzen von Teufel, Sonos und Bose (um nur einige zu nennen)  gegenüberstellt, merkt man erst, wie sehr sich Verarbeitung und Klang in der Realität verschlechtert haben.
Gewöhnlicherweise merken wir gar nicht mehr, wie sehr durch physikalische Tricks und digitale Datenreduzierung, aber auch durch die unentwegte Berieselung durch 'Gebrauchsmusik' unser Hörempfinden UND die Aufmerksamkeit für Details der Wiedergabe, Stück für Stück geradezu kastriert wurden.
Ja die digitale Welt ist weitgehend störungsfrei, aber das macht den Höreindruck nicht besser. Und was Detailstreue und Brillanz angeht, kann man mit kleinen Lautsprechern oder sogenannten 'Soundbars' der Physik nur bedingt ein Schnäppchen schlagen. Das fängt bei den Wiedergabegeräten an und hört bei den Boxen und deren Position im Raum auf.
Bei dem Hören von Musik und dem Verkauf von HiFi-Geräten wird heutzutage viel Unsinn geredet und noch mehr sinnlos verkauft. Sicher am Ende entscheidet das eigene Ohr, ob das was da aus den Geräten kommt, sein Geld wert ist.
Aber der Stolz, eben etwas zu haben, was nicht jeder hat, und dann mit der Musik auch die Erinnerungen genießen zu können, wiegt meist schwerer, fernab von aller Sentimentalität.
Ich kann jedenfalls guten Gewissens behaupten: Bis Heute hat keiner gesagt, dass es sich NICHT gelohnt hätte, alte Geräte wieder zu beleben!

Montag, 9. März 2015

50 Jahre ... und fit wie sonstwas ;-) DUAL 1019 von 1965

Tja was soll ich dazu sagen ? Meine ehemaligen Vermieter hatten mitbekommen, dass ich meine alten Fähigkeiten wieder ausgegraben hatte und mir erzählt dass ihr schöner, alter Plattenspieler nicht mehr so richtig wollte.
Es ist ein DUAL 1019 von 1965 mit 3,5 Kilo schwerem Plattenteller, einer der ersten mit Anti-Skating und ölgedämpftem Tonarmlift, einem gefühlt tonnenschwerem Motor.. kurz eine Gerät, dass den Namen solide, deutsche Wertarbeit vollkommen zurecht trug.
Nur der Antrieb hatte ein wenig gelitten. DUAL hatte bis in die späten Siebziger entweder Reibradantrieb oder wennschon, denn schon, direkt getriebene Plattenteller.
Mit Riemen konnten sich die Konstrukteure wohl nie so recht anfreunden, Plettendreher damit gab es zwar auch, sie fristeten doch ein eher kärgliches Randdasein beim Plattenspielergiganten aus dem Schwarzwald. Und ganz ehrlich, mir ist das sympatisch.
Eigentlich haben diese Antriebe nur zwei Probleme: erstens: Wenn die Motoren verharzen, was sich leicht beheben lässt UND wenn die Gummiräder altern... was dann schon eher ein Problem ist.
Ich meine, wenn man bedenkt wie oft ein Auto in der Zeit die Reifen wechseln muss, bekommt man glatt Respekt vor diesen Geräten. Denn nach 50 Jahren ein Rad wechseln und dann wieder 50 Jahre ungetrübten Musikgenuss haben, ist schon was ;-)






Sonntag, 22. Februar 2015

Empfehlung

Heute möchte ich gar nicht viel schreiben..aber weiter unten könnt ihr ja das Video zu reparierten One more Time sehen und unseren glücklichen Horst, dessen Box wieder fluppt.
Wir machen ja auch ne Sendung mit ihm. Und nun hat er auch seine eigene Website :)
Enjoy
http://horst-gassen.jimdo.com/it-s-my-life/

Mittwoch, 18. Februar 2015

Eine Serenade zu Silvester

"Du musst unbedingt vorbeikommen...wir wollen eine Silvesterparty machen und ausgerechnet jetzt ist plötzlich ein Kanal weg..." Oh je ...und das am 2ten Weihnachtstag.
Gut man muss nicht gleich am selben Tag hin, aber jeder weiß wie das mit der Ersatzteilbeschaffung und dem Betrieb in einschlägigen Fachgeschäften zwischen den Jahren ist. So auch hier.
Die Serenade (Stereo Magic) gehört zu den Boxen mit dem besten Klang, die jemals gebaut wurden. Der Hersteller hatte dazu 5 Lautsprecher pro Kanal eingebaut und auch beim Röhrenverstärker nicht gespart. Zudem hat die Box eine Speichervorrichtung, die bis zu 6 Titel per Knopfdruck aufrufen kann die sogenannte Hitautomatik.

Wer die Box schon einmal gehört hat, wird schnell merken, dass die Entwickler hier echt Gas gegeben haben, selbst moderne Platten hören sich super an.
Aber nicht nur der Sound ist klasse, auch optisch ist das Gerät ein echter Hingucker, auch wenn die Technik zuseheds versteckt wurde, noch kann man viel sehen. Auch vom Lichtdesign hatte man ein Gerät geschaffen, das mit Sound und Optik auch heute noch beeindruckt.

Aber 52 Jahre fordern ihren Tribut und so manches Bauteil gibt altersbedingt dann auch mal auf.
in Diesem Fall war es ein Kondensator im Klangregelnetzwerk, der schlicht 'taub' wurde und einfach nichts mehr durchgelassen hatte. Bei der Gelegenheit wurden auch gleich noch ein paar weitere passive Bauteile ersetzt, die zweifellos am Ende waren. Übrigens die Röhren im Verstärker sind in den seltensten Fällen defekt. Diese Technik, so ineffizient sie aus heutiger Sicht erscheinen mag
Die Party war gerettet und mit einem Guten Gewissen konnte ich die Tage zwischen den Jahren genießen.
 Natürlich steht im Laufe des Jahres eine komplette Revision an, denn das eine oder andere Zipperlein quält unser Gerät schon noch. Dazu brauche ich aber viel mehr Platz und vor Ort lässt sich so etwas auch eher schlecht bewerkstelligen.

Sonntag, 4. Januar 2015

Erika und Ihr 'Koffer'

Lieber Himmel...soo viel Zeit ist seit dem letzten Post vergangen.
nicht dass ich keine Lust zum Schreiben hatte, er war einfach viel zu viel zu tun und so haben sich eine Menge Dinge angesammelt, die ich jetzt so Peu a peu Revue passieren lasse.

Die Reihenfolge der Ereignisse halte ich NICHT ein, aber jedes awr ein Erlebnis für sich und ich bin sehr froh, dass das Alles so geklappt hat :)

Kommen wir zu Erika, sie ist über 70 und hört immer noch gerne Musik, nur das Radio, das lässt sie aus, es gibt einfach nichts was Ihr zusagt und vor allem seit selbst öffentlich rechtliche Sender mit lautem Gebrüll sich und ihre Sendungen anpreisen, macht es Ihr einfach keine Freude mehr.

Dabei mag sie Musik, und da vor Allem Jazz, Chanson und Bebob der 50er Jahre besonders. Davon hat sie auch eine beachtliche Sammlung im Keller stehen, denn Ihre beiden Plattenspieler, gaben schon lange keinen Ton mehr von sich.
Was sehr schade war, denn sie hat einen DUAL Phonokoffer aus den 60ern und einen von ELAC.

Als ich im September bei einem kleinen Hofflohmarkt ein paar meiner Geräte und Schallplatten zum Kauf anbot, fielen Ihr die Platten und die beiden Staubfänger wieder ein und wir kamen ins Gespräch.
Sie schilderte mir was den Geräten fehlt und wir machten einen Termin aus.
Dann rief sie nochmal an und es kam NOCH ein Apparat dazu, eine DUAL HS 55 Kompaktanlage, die sich mit Rauchzeichen verabschiedet hatte

Zu allem Übel sind auch noch Teile von beiden verschwunden, so dass beide zu den Platten in den Keller gewandert sind. Für die technisch interessierten: Zum Einsatz kommen der Systemträger TK 14, das Kristallsystem CDS 630 und eine Wendenadel für Normschliff und Mikrorille beim  P51. Beim HS55 wude das defekte Chassis 1224 gegen einen 1225 getauscht und die Funkentstörkondensatoren ( die originalen waren die Rauchgeber) gewechselt. Dazu die übliche Reinigungsmaßnahmen.

Die Analyse der Fehler war indes schnell abgeschlossen und die beiden DUALs waren reparabel.
Es macht immer wieder Freude wenn Menschen ihr alten Schätzchen ganz neu entdecken können. so auch diesmal :) Auf das Foto wollte sie dann doch nicht mit drauf, sie sei ja nicht fotogen ( was nicht stimmt) aber es war eine lustige Aktion und wir hörten überglücklich in die alten Schätzchen hinein, die plötzlich wieder ganz frisch und unverbraucht daherkamen....